Der lange Weg bis zum Rosengarten von Zweibrücken

Um diesen Weg aufzuzeichnen, wühlte ich mich durch, in Sütterlin geschriebene, Protokollbücher des „Obst- und Gartenbauvereins“, wertete im städtischen Archiv unzählige Aufzeichnungen und Zeitungsartikel aus und hatte interessante Gespräche mit Kennern der Materie.

Wann begann in Zweibrücken die Rosenleidenschaft? In einem vergilbten Zeitungsartikel von 1857 finde ich folgenden Hinweis: „Ein Rosenzüchter, der nach Amerika auswandern will, bietet seine wertvollen Rosenzüchtungen zum Verkauf an“.

Das Protokollbuch belegt es eindeutig: Der „Obst- und Gartenbauverein“ Zweibrücken wird 1880 gegründet und in den beiden nächsten Jahren finden bereits Rosenausstellungen mit 137 bzw. 419 Rosensorten statt. Die Rosenbegeisterung, vermutlich ausgelöst durch die Rosensammlung der Kaisern Josephine in Malmaison, erfasst Deutschland und führt 1883 zur Gründung des „Vereins Deutscher Rosenfreunde“ („Deutscher Rosisten Verein“). Der „Obst- und Gartenbauverein“ hat 1889 bereits 124 Mitglieder, 190 Mark auf der hohen Kante und besitzt eine reichhaltige Bibliothek sowie viele Gartengeräte. 1906 müssen, wegen „großer Hitze“, verschiedene Rosenausstellungen abgesagt werden, aber dennoch wird im Restaurant „Letzer“ eine großartige Rosenschau mit 500 Rosen in 200 Sorten in Vasen und Gläsern und weitere 1.000 Rosen in Blumenschalen gezeigt. Die Presse kommentiert: „Die Ausstellung gab die Überzeugung, daß die Rosenzucht im Verein in starkem Fortschreiten begriffen ist.“

Ein Jahr später findet keine Rosenausstellung statt, jedoch öffnen Vereinsmitglieder ihre privaten Rosengärten (Fahrenberg, Kreuzberg, Hofenfelstraße) zur Besichtigung. Im „Deutschen Haus“ wird 1908 eine großartige Rosenausstellung aufgebaut, die folgendermaßen beschrieben wird: „…es werden Plakate gedruckt und Einladungen für das großartige Ereignis verschickt. Wilhelm Frank stellt allein 225 Sorten aus, die heute noch bekannt sind wie: ‚Maréchal Niel‘, ‚Gloire de Dijon‘ usw. Das zweitgrößte Sortiment hat Dir. Croissant ausgestellt. Es sind 87 Sorten von großer Schönheit. Insbesondere fällt hierbei eine Gruppe Lutearosen ins Auge: Es sind sämtliche 4 Arten: die lebhaft gefärbte kapuzinerrote ‚Jaune bicolor‘, die alte gelbe ‚Persian Yellow‘, die dunkelgelbe ‚Soleil d’or‘ und die neue Züchtung unseres berühmten Pfälzischen Züchters Dr. Müller aus Weingarten: ‚Gottfried Keller‘, eine Rose von auffallend ziegelrot-gelb nuanciertem Colorit und eine Dunkelpurpurrose, die ‚Gloire de L’exposition de Bruxelles‘…“. Nachdem es 1910 zwischen den Gartenbesitzern unter den Rosenfreunden kurzfristig zu Unstimmigkeiten kommt, plant der neue Vorsitzende, Heinrich Lang, zum 30-jährigen Bestehen des „Obst- und Gartenbauvereins“ eine große Rosen-Jubiläumsausstellung im Saal und im Garten der „Löwenburg“. Der Katalog wird von Frieda Croissant zusammengestellt und umfasst 594 Rosenarten. Erstmals werden ein Preisgericht und ein Presseausschuss eingerichtet.

Der erste Preis und die Ehrenpreise werden an Buchhalter Frank und Dir. Croissant, Oberinspektor Schneider, Hotelier Kallenbach, Rentamtmann Regula, Bierbrauereibesitzer Schwartz, Kunstgärtner Guth und Jakob Eicher verliehen.

Der zweite Preis geht an Hoflieferant Lang, Ad. Pfersdorf, Schriftsetzer Wilhelm Lang und Oberbahnmeister Weber.

Den dritten Preis erreichen: Bahnbeamter Linn, Stadtbauamtsangestellter Schönborn, Ingenieur Knauber und Strauss. Von Nicola Welter, dem Trierer Rosenzüchter, werden drei Rosen auf die Namen ‚Frau Frieda Croissant‘, ‚Theresia Lang‘ und ‚Frau Oberinspektor Schneider‘ getauft.

Ein Dank geht an die Sponsoren, die die Ausstellung mit Geldspenden und Preisen unterstützten. Aus einem Zeitungsbericht: „Anlässlich seines 30jährigen Bestehens wurde eine Ausstellung gezeigt, wie eine solche wohl selten geboten wird; es war ein ungemein schöner Anblick“.

Hier das Urteil eines Preisrichters und bekannten Rosenzüchters: „Er habe eine derartige Ausstellung von Liebhabern noch nie gesehen, und es sei naheliegend, daß die Rosenstadt Zweibrücken Sitz eines eigenen Rosenvereins und Rosariums werde“. Nach dieser erfolgreichen Ausstellung wird zum ersten Mal der Gedanke an einen eigenen Rosenverein und eigenen Rosengarten geäußert.

Anlässlich des Rosenkongresses des „Vereins Deutscher Rosenfreunde“ in Zabern 1911 wird von den Zweibrückern eine große Rosenausstellung aufgebaut, die mit vielen Preisen für die Zweibrücker sehr erfolgreich endet. Bereits wenige Tage später wird in Zweibrücken eine weitere Rosenausstellung mit 1.600 verschiedenen Sorten gezeigt. Dazu ein Zeitungsartikel: „Die Ausstellung könnte getrost einer jeden Ausstellung in einer Großstadt gegenüber gestellt werden. Sie dürfte auch dartun, daß Zweibrücken, wie keine andere Stadt der Pfalz, sich den Namen einer Rosenstadt verdient hat und der beste Platz für die Errichtung eines pfälzischen Rosariums sein dürfte. Nicht nur die Zahl der Rosen verblüffte, auch die Qualität und die durchweg gute Etikettierung“. Die ersten Preise gehen wieder an das bewährte Team um Frank, Croissant und Lang.

Am 18. Mai 1911 wird in der Sitzung des „Obst- und Gartenbauvereins“ erneut die Errichtung eines Rosariums angesprochen. In der gut besuchten Versammlung wird nur dieses Thema behandelt. Vorsitzender Lang begrüßt die „verehrlichen“ Gäste: „Herrn rechtskundigen Bürgermeister Roesinger und Herrn Stadtbaumeister Grewenig“: „Durch die schöne Gartenanlage in Zabern sei die Idee geboren, auch für Zweibrücken, dessen Einwohner und Gartenbesitzer von jeher so viel Sinn für die Königin der Blumen gezeigt und das sich durch wohlgelungene Rosenausstellungen schon einen gewissen Ruf in der Pfalz geschaffen haben, ein Rosarium zu schaffen wünschenswert wäre; ein solches würde ein weiterer Anziehungspunkt sein, der nah und fern herbeizuziehen geeignet sei. Die Errichtung eines solchen Rosengartens für die hiesige Stadt biete uns Vorteile, aber die Mittel seien auch hierfür nicht ganz unerheblich. Die Unterhaltung beanspruche große Aufmerksamkeit, da das Rosarium intensiver Pflege bedürfe. Das Terrain sei jedoch nicht teurer zu bearbeiten, mit den gleichen Mitteln, wie das Terrain zu einem Stadtpark. Es könne zu einem Rosarium umgestaltet werden“.

Man kommt zu der Ansicht: „Es sei unzweifelhaft, daß dasselbe für die Stadt viele Vorteile bringe, es werde ein Anziehungspunkt für die Pfalz und die weitere Umgebung werden.“ Bürgermeister Roesinger erklärt: „Er sei überzeugt, daß der Antrag von Seiten der Stadtverwaltung begrüßt wird. Das Rosarium sei geeignet, ein Augenmerk auf die Stadt Zweibrücken zu lenken und einen wesentlichen Fremdenzugang hierher zu leiten und damit Zweibrücken einen Namen zu machen. Wenn die Idee zustande käme, werde sie jedenfalls die Stadtverwaltung aufs freudigste begrüßen und unterstützen“.

Nachdem im Jahr 1911 der Blumenschmuck in der Stadt, vom „Obst- und Gartenbauverein“ angeregt und durchgeführt, sehr erfolgreich ist, stellt sich jetzt der Verein einer neuen großen Aufgabe: Die Anlage eines Rosariums. Zunächst soll der „Verein Pfälzer Rosenfreunde“ mit Sitz in Zweibrücken gegründet und damit die Loslösung vom „Obst- und Gartenbauverein“ besiegelt werden. Im Januar 1912 treffen sich die Vorstandsmitglieder mit der „Vereinigung der Rosenfreunde“ und sichern sich einvernehmlich gegenseitige Unterstützung zu. „Die von den gleichen Bestrebungen beseelten Vereine wollen in friedlichem ehrenvollem und neidlosem Wettbewerbe ihre edlen Ziele verfolgen, sich tunlichst gegenseitig unterstützen und soweit möglich Obst- und Rosenausstellungen gemeinschaftlich abhalten. Die wahren und edlen Beschlüsse sind sehr zu begrüßen“.

Die Gründungsversammlung des „Vereins Pfälzer Rosenfreunde“, mit Sitz in Zweibrücken, findet am 24. Juni um 20:30 Uhr im „Zweibrücker Hof“ statt. Den Mitgliedern des „Obst- und Gartenbauvereins“ soll es frei gestellt bleiben, dem Rosenverein beizutreten bzw. die Arbeiten im Rosarium zu unterstützen. Es wird eine eigene Satzung entworfen. Zur Planung des Rosariums wird die Firma „Gebr. Sießmeyer“ aus Frankfurt hinzugezogen und zur Eröffnung soll der „Verein Deutscher Rosenfreunde“ eingeladen werden. Die anschließenden Wahlen bringen folgendes Ergebnis: Erster Vorsitzender wird Justizrat Hessert, zweiter Vorsitzender Hoflieferant Lang, Schriftführer Gärtnereibesitzer Guth und Kassierer Rentner Kallenbach. Als weitere Vorstandsmitglieder werden berufen: Bürgermeister Roesinger, Stadtbaumeister Grewenig, Stadtgärtner Schmidt u.a. Darüber hinaus gründet man eine Kommission, bestehend aus 42 Personen.

Als Vereinszweck wird formuliert: „Einen Rosengarten zu beschaffen und zu unterhalten, die Rosenzucht zu heben und zu verbreiten, über sachgemäße Pflege der Rosen zu belehren, Rosenausstellungen zu veranstalten und zu beschicken“. Der Jahresbeitrag wird auf zwei Mark festgelegt.

Danach findet am 17. Juli die Monatsversammlung des „Obst- und Gartenbauvereins“ in der Gaststätte „Spelunke“ statt. Der neue Sprössling des Obst- und Gartenbauvereins – „Rosarium“ – sei ein richtiges Wunderkind und entwickle sich prächtig. In der ganzen Stadt, ohne Unterschied des Standes, habe er ungeahnte Aufnahme gefunden. Es sei dies ein Beweis, wie dieser Schelm mit seinen duftenden Rosen in den Händchen überall sich beliebt zu machen verstehe. Jetzt schon sei kein Zweifel, wie dieser Sprössling rasch zu einem starken Mann sich entwickeln und große Bedeutung erlangen werde“. Man gelobt, das Wachsen und Gedeihen des Sprösslings tatkräftig zu unterstützen und macht sich Gedanken über die Namensgebung:

„Ob Rosengarten, Rosenhain,

der Rosenzucht solls dienlich sein

was roode mer do viel erum:

Uff Pälzisch heißts Rosarium.“

Man sollte annehmen, dass nach diesen begeisternden und fantasievollen Erklärungen des Rosenvereins und der Verwaltung die Inangriffnahme des Rosariums in kurzer Zeit hätte erfolgen können. Dem war leider nicht so. Den Pionieren stehen noch viele Unannehmlichkeiten und Streitereien bevor.

Gegen Jahresende stellt der „Verein Pfälzer Rosenfreunde“ den Antrag an den Stadtrat auf unentgeltliche Überlassung eines Geländes im Stadtpark zur Anlage eines Rosariums. Anlass ist die Abhaltung des deutschen Rosenkongresses im Jahre 1914 in der Stadt Zweibrücken. Nach langer, heftiger Diskussion wird dem Antrag mit zwölf Ja- und sieben Nein-Stimmen mit der Auflage zugestimmt, dass die Anpflanzung und Unterhaltung des Gartens von den Rosenfreunden selbst zu übernehmen sei. Da ohnehin ein Stadtpark in der Planung war, übernimmt die Stadt das Anlegen der Wege, das Ausheben des Weihers und die Planierungsarbeiten. Durch eine Neuplanung der Firma „Gebr. Sießmayer“ wird der Weiher stark verkleinert. Aus einem Zeitungsartikel: „Es entstehen also der Stadtverwaltung durchaus keine Mehrkosten für das Rosarium“.

Der Pfälzische Merkur vom 02.01.1913 berichtet: „Dem „Verein Pfälzischer Rosenfreunde“ werden etwa 30000 Rosen aller Art von ersten Firmen Deutschlands zur Verfügung gestellt, so daß mit der Gesamtanlage von Stadtpark und Rosarium eine großzügige Anlage geschaffen wird, die den Einheimischen große Freude und Unterhaltung bieten und Veranlassung geben wird, daß Zweibrücken von Fremden viel besucht wird, wodurch auch indirekt der Bürgerschaft Vorteile erwachsen. Damit ist eine Gelegenheit gegeben, daß Zweibrücken in ganz Deutschland bekannt wird und eine Sehenswürdigkeit erhält, die ständig Fremde anzieht“.

Trotz allgemeiner Zustimmung sind die letzten Hürden noch nicht genommen. Die Gegner wollen nicht nachgeben. Der Antrag der Rosenfreunde, den Rosengarten zum Schutz vor Pflanzendiebstahl zu umzäunen und von Nichtmitgliedern Eintritt zu erheben, führt zu heftigen Diskussionen. Ich zitiere aus dem Protokoll des Stadtrats: „Bei der Beschlußfassung war von der Berechtigung zur Erhebung eines Eintrittsgeldes keine Rede gewesen. Der Park gehöre der Stadt und ihrer Einwohnerschaft; man könne die Bürger, denen man seinerzeit den Rosengarten geradezu aufoktroiert habe, nicht von der freien Besichtigung ausschließen.“

Die überwiegende Mehrheit des Stadtrats vertritt jedoch den Standpunkt, dass man dem Verein, „der erhebliche Kosten für die von ihm übernommene Unterhaltung, Beaufsichtigung usw. aufbringen müsse, seinerzeit stillschweigend das Recht eingeräumt habe, ein kleines Eintrittsgeld für den Besuch desselben zu erheben“.

Aus dem Schreiben des Vorsitzenden, Justizrat Hessert, an den Stadtrat: „Schon bei den Gründungsverhandlungen des Vereins wurde es als selbstverständlich betrachtet, aber auch bisher wiederholt zum Ausdruck gebracht und in §10 der Satzung zum Beschluß erhoben, daß wie bei allen derartigen Betrieben der jederzeit freie Besuch des Rosengartens nur den Mitgliedern gestattet sein soll, ebenso wurde es dem Vorstand überlassen zu bestimmen, unter welchen Bedingungen und zu welchen Zeiten der Besuch auch Nichtmitgliedern gestattet sein soll. Bei Freigabe des Besuchs würde die Mitgliederzahl erfahrungsgemäß sofort ganz rapid sinken.“

Der Jahresbeitrag für ein Mitglied nebst Familie wurde auf zwei Mark festgelegt. Weiterhin schreibt er: „Daß ein Rosengarten abgeschlossen sein muß, bedarf keiner Begründung, schon der Diebstahl in unserem Rosengarten in den letzten Tagen beweißt, daß der Abschluß sogar noch besser gemacht werden muß“. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Verein bereits 800 Mitglieder aus der ganzen Pfalz. Doch laut dem Vorsitzenden des Vereins brauchte man mindestens 1.500 Mitglieder, um Einnahmen und Ausgaben auszugleichen.

Bereits 1913 hatte man erkannt und öffentlich erklärt: „Es ist eine alte Erfahrung, daß der Betrieb durch den Staat oder eine Gemeinde weit teuerer ist, als durch einen Privaten oder einen Verein, wo das persönliche Interesse, die persönliche Begeisterung für die Sache wirkt und fördert. Wieviel Zeit und Mühe, Kampf, Ärger und Opfer und Widerwärtigkeiten haben die Vereinsmitglieder schon daran setzten müssen, um dieses dem Gemeinwohl dienende Unternehmen durchsetzen zu können“.

Nachdem die schwierigsten Hürden überwunden sind, wird mit großem Elan die Freilandrosenschau zur Eröffnung des Gartens vorbereitet. 24 Rosenfirmen aus dem In- und Ausland stellen ihre wertvollen Rosenpflanzen zur Verfügung. Auch viele Rosenliebhaber bringen ihre Neuzüchtungen nach Zweibrücken. Zur Eröffnung des Rosariums stellen die Stadt und der „Verein Pfälzer Rosenfreunde“ einen gemeinsamen Antrag an den „Verein Deutscher Rosenfreunde“, den Rosenkongress 1914 in Zweibrücken abzuhalten.

Bei der im Oktober 1913 stattfindenden Mitgliederversammlung ist man der Ansicht, dass der Zweibrücker Rosengarten nach Breslau der zweitgrößte Rosengarten Deutschlands sei. Zu jener Zeit waren die farbliche Abstimmung der Rosen und der gefällige Landschaftsstil vorbildhaft. Inzwischen hat der Verein 920 Mitglieder, darunter 121 auswärtige. Noch vor der offiziellen Eröffnung wird der Rosengarten, der mit 42.000 Rosenstöcken in 2.000 Sorten reich bestückt ist, von 2.700 Nichtmitgliedern besucht.

Am 13. März 1914 genehmigt der Stadtrat, dass die Räumlichkeiten des Fruchthallsaales für die Zeit vom 27. bis 29. Juni für die Schnittrosenschau gebührenfrei überlassen werden. Die Pflanzpläne werden vom Präsidenten des „Vereins Deutscher Rosenfreunde“, Gartendirektor Ries aus Karlsruhe, erstellt. Es werden Programme gedruckt und der Stadtrat genehmigt den Verkauf von 6.000 Postkarten. Man fiebert der Eröffnung des Gartens und dem Rosenkongress entgegen. Zehn Ausschüsse werden gebildet, darunter ein Damenausschuss. Die ganze Stadt ist in Feiertagslaune. „Möge nun der Kongreß und die deutsche Rosenausstellung am 20., 21. und 22. Juni in Zweibrücken, für die zur Zeit schon Hunderte von Händen, um nicht zu sagen, die ganze Stadt, tätig sind, auch noch die Bevorzugung des Himmels genießen, der ja in der sonnigen Pfalz ohnehin ein Stück näher ist als sonst im deutschen Lande“. (Pfälzer Merkur)

Das Fest steht unter dem Protektorat Ihrer Majestät, der Kaiserin und Königin Auguste Viktoria, und der Protektorin, Königin Maria Therese von Bayern. Da Ihre Majestät selbst verhindert ist, schickt sie ihre Tochter, Prinzessin Hildegard, die am Bahnhof Zweibrücken feierlich empfangen wird.

Die Schaufenster sind rosig dekoriert und die Geschäftswelt ist mit dem Umsatz in der verkehrsreichen Stadt sehr zufrieden. Ein begeisterter Gast aus Zabern ist des Lobes voll: „Der Rosengarten Zweibrücken sei der schönste Deutschlands, das Fest das bestarrangierte von allen, die er seit 20 Jahren gesehen, und die Rosen Zweibrückens, darunter auch die Damen, gehörten zu den Schönsten, was er gefunden. Das Rosarium werde eine stetige Erwerbsquelle für die hiesige Geschäftswelt sein“. (Pfälzer Merkur)

Wenige Wochen später bestimmt der Erste Weltkrieg das weitere Geschehen. Die Mitgliederversammlungen werden eingestellt. Gartenmeister Stengel wird für 3.000 Mark im Jahr angestellt, um den Garten instand zu halten. Die ersten Gefallenen werden auf den Friedhöfen bestattet und ihre Gräber vom Rosenverein unentgeltlich mit Rosen geschmückt. Da der „Verein Pfälzer Rosenfreunde“ laut Satzung keine Gelder für Grabschmuck verwenden darf, werden Sammlungen eingerichtet. Im Rosengarten werden Konzerte mit einer Militärkapelle veranstaltet und der Reinerlös wohltätigen Zwecken für die Frontsoldaten gespendet. Der neu eingestellte Gärtnermeister wird für den Kriegsdienst eingezogen. Erst im Juni 1917 wird wieder zu einer Generalversammlung in die „Eremitage“ eingeladen. Die Mitgliederzahl ist von 2.300 auf 1.628 geschrumpft. Da der Garten weiter finanziert werden muss, wird die Mitgliederwerbung intensiviert. Drei Jahre später ist die Mitgliederzahl schon wieder auf 1.743 gestiegen. Der Jahresbeitrag für Mitglieder wird auf 20, für auswärtige Mitglieder auf 10 Mark angehoben. Die Tageskarte kostet für Nichtmitglieder zwei Mark. 1922 wird ein neuer Gartenmeister eingestellt. Die große Inflationswelle erfasst 1923 Zweibrücken und die Preise klettern in schwindelnde Höhen. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 2.000 und die Stunde Arbeitslohn von Frau Parsch 800 Mark. Eine langstielige Rose kostet 1.500 und ein Rosenauge 500 Mark. Die Mitgliederzahl steigt, trotz der schwierigen Lage, auf 2.500. 1925 wird bei der Stadt der Bau einer Toilettenanlage mit Geräteschuppen und einer Konzertmuschel beantragt, nur die Toilettenanlage wird genehmigt. Die Herstellung einer Konzertmuschel wird untersagt, weil da die Rücksichtnahme auf den eigentlichen Zweck und auf das Gesamtbild des Gartens es an für sich verbiete, daß allzu viele Gebäulichkeiten in demselben errichtet werden.“ (Stadtratsprotokoll 1925) Gärtnermeister Schönlaub übernimmt die Leitung des Rosengartens. Unter seiner Leitung gibt es, in Zusammenarbeit mit dem „Obst- und Gartenbauverein“ und mit Unterstützung der Gärtnereien Guth und Klöppner, im Fruchthallsaal wieder ein „Zweibrücker Blumenfest“: „Wer am Samstag Abend den sonst so nüchtern wirkenden Fruchthallsaal betrat, glaubte sich in das Reich der Blumenkönigin versetzt.; Kronleuchter, Wände, Tür- und Fenstereinfassungen, alles war mit roten, weißen, gelben und sonstigen Rosen und Blumen bekleidet: eine Farben-Symphonie von leuchtender Kraft und zartester Abschattierung“. Man ist der Meinung, „hier wurde etwas geschaffen, das der Tradition der Vereine würdig und gleichzeitig die wirksamste Werbung für die Stadt ist.“

1927 geht es langsam wieder aufwärts. Zum Festball wird eine Rosenkönigin gekürt und die Gründer des Vereins werden mit großen Ehrungen bedacht. Die ganze Stadt wird zur festlichen Rosenwoche mit einbezogen. Ein Festbuch zur ersten Zweibrücker Rosenwoche wird für 50 Pfennig verkauft. In der Allee, am Bahnhof, an der Festhalle, an den Stadteingängen werden fliegende Kassen aufgestellt. Die Kinder erhalten zum Festzug geschmückte Brezeln und die Mitwirkenden Freikarten. Der Zweibrücker Bildhauer Kollmar, Professor in Karlsruhe, erschafft die Florastatue und stiftet zwei herzige Putten.

1929 plant man, den Rosenkongress wieder nach Zweibrücken zu holen. Dazu müsste der Rosengarten erweitert und die Eisweiher in den Rosengarten einbezogen werden, was jedoch mehrfach abgelehnt wird. Daraufhin wird der Kongress vom Vorsitzenden, Justizrat Hessert, abgesagt. Nach einer Auseinandersetzung mit Bürgermeister Roesinger wird die Absage zurückgenommen und der Kongress findet 1931 doch noch im kleinen Rahmen statt. Der Platz für Neuanpflanzungen wird eng. Zum 52. Deutschen Rosenkongress wird der Rosengarten 1937 erweitert: Die Gesamtfläche beträgt jetzt 3,6 Hektar und 18.000 Rosen werden neu angepflanzt.

Im Vorstand gibt es große Veränderungen, da die lang gedienten, guten Geister des Gartens ausscheiden. An ihrer Stelle übernehmen Oberingenieur Weber und Oberbürgermeister Dr. Collofong die Leitung. In Zweibrücken rüstet man für den Rosenkongress des „Vereins Deutscher Rosenfreunde“. Vieles hat sich geändert, es gibt jetzt eine Reichsrosenschau und die Grenzlandfahrt startet auf dem Adolf-Hitler-Platz (Schlossplatz).

Der „Verein Deutscher Rosenfreunde“ zeichnet im Rosengarten die beste Rosenneuheit des Jahres, ‚Swantje‘ von Tantau, mit einer Ehrenurkunde aus. Der Rosengarten zeigt jetzt 70.000 Rosen in 2.000 Sorten.

1945: Frau Gisela Legner schreibt in dem Büchlein „Rosenjahre“: „Die Chronik der nächsten Jahre wurde mit einer Feuerschrift anderer Art geschrieben und das Feuerrot, das am 14. März 1945 über Flora und ihre Blumenkinder niederging, war nicht bezähmt und bewacht, sondern entfesselt und tödlich. Es war der Anfang vom Ende des Zweiten Weltkrieges“.

Die Stadt liegt in Schutt und Asche und im Rosengarten beginnen 1947 die Rosenfreunde mit Aufräumarbeiten. 17 Bombentrichter und zahlreiche Granatsplitter gefährden diese Arbeit aufs Äußerste. Doch die Rosen, die unermüdlich über dem Trümmerfeld blühen, geben ihnen den Mut und die Kraft nicht aufzugeben. Der Rosenverein wählt wieder einen neuen Vorstand: Oberstudiendirektor Dr. Strebel übernimmt die Leitung des Vereins, der unter dem neuen Namen „Verein der Rosenfreunde Zweibrücken“ neu gegründet wird. Der Vorsitzende holt sich kompetente Mitstreiter, wie Bürgermeister Ignaz Roth, Gartenmeister Stenger, Baudirektor Böshans und Bürgermeister Adamzyk ins Boot. Trotz der eigenen großen Not spenden die Zweibrücker Bürger und stehen mit ihrer großen Liebe zu ihrem Rosengarten, sodass 1949 wieder die ersten Gäste im neu erblühten Garten begrüßt werden können. Auch die neu gegründeten Tageszeitungen unterstützen mit ihren ausführlichen Berichten die vielen Aktivitäten. Am Samstagabend gibt es unter den Klängen der Tanzkapelle Kimpel wieder Tanzvergnügen mit 800 Gästen im Rosengarten. Bald zieht wieder ein, aus Zürich gestiftetes, Schwanenpaar auf dem wieder hergestellten Weiher seine Kreise. Trotz aller Sparmaßnahmen verschlingt die Wiederherstellung des zerstörten Gartens die letzten Reserven der ehrenamtlich tätigen Rosenfreunde. Hilfe kommt in letzter Not durch Oberbürgermeister Roth, der 1950 vorschlägt, den Garten in städtische Obhut zu geben. Dieser Vorschlag wird von den Rosenfreunden angenommen, denn damit war die Existenz ihres Rosengartens gesichert. Nach langen, schwierigen Verhandlungen zwischen Stadtverwaltung und Verein einigt man sich auf einen Vertrag, der 1951 unter erstmaliger Anwesenheit von Stadtbauinspektor Oskar Scheerer unterzeichnet wird. 1953 übernimmt Oskar Scheerer die Leitung des Rosengartens und bleibt ein treuer Berater und ständiger Förderer des Rosenvereins. Mit ihm und seiner feinfühligen Gartenphilosophie beginnt eine neue Gartenära und der Garten nimmt einen ungeahnten Aufschwung. Der Rosenverein unterstützt mit viel Idealismus und ehrenamtlicher Tätigkeit den Weiterbestand des Gartens.

Ich habe versucht, für diesen Artikel die Entwicklungen und Wege über die Gründung der einzelnen Vereine bis zur Anlage des Rosengartens aufzuzeigen und habe dafür die Quellen bis Anfang der 1950er Jahre erschlossen. Die weitere Entwicklung bis heute erfolgt in einem separaten Artikel.

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